Special Nr. 2: Zürcher Theater Spektakel - ein inklusiver Anlass
Angebote für Gäste mit einer Hörbehinderung
Das Theater Spektakel, das dieses Jahr vom 18. August bis 4. September stattfindet, soll möglichst allen Menschen zugänglich sein. Um dieses Ziel zu erreichen, unternimmt die Festivalleitung sowohl im Programm wie bei der Infrastruktur verschiedene Massnahmen. Unterstützt wird sie dabei von der Stiftung Denk an mich, die für das Theater Spektakel als Partnerin für Inklusion agiert und von Procap.
Induktionsschleife / Über- und Untertitel
Zwölf Theaterstücke sind deutsch über- oder untertitelt. Sie finden die Angaben bei den Informationen zum Stück unter der Rubrik Sprache. Die Produktionen sind zusätzlich mit UT gekennzeichnet.
Assistenzpersonen
Obschon Sie im Programm des Zürcher Theater Spektakels detaillierte Angaben zu Unter- oder Übertiteln finden, möchten wir Sie auf einige Produktionen aus den Bereichen Theater, Tanz & Performance und Short Pieces hinweisen, die sich für Menschen mit einer Hörbehinderung eignen.
Links und mehr Informationen am Ende dieser Seite. |
FC Bergman
Die Szenerie ist beeindruckend: Ein grosser, hoher Raum mit Parkettboden, an einer der kahlen Wände hängt ein monumentales Gemälde, die «Kreuzigung Christi» von Rubens. Die Bühne ist eine Nachbildung des Rubens-Saals des Königlichen Museums der schönen Künste in Antwerpen. Aus dem geplanten Abtransport des riesigen Gemäldes, das sich als zu gross für die Saaltüre erweist, kreieren die sechs brillanten DarstellerInnen eine grandiose, mit Slapstick und Tanzeinlagen gespickte wortlose Tragédie humaine.
Daten: DO 18.08. bis SO 21.08.2016, 19.00 - 20.40 Uhr
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Milo Rau & IIPM
Was heisst Flucht? Was Heimat? Wie wird das Gesicht des neuen Europa aussehen? Als Schlusspunkt seiner Europa-Trilogie, einer dreijährigen Auseinandersetzung mit den kulturellen Wurzeln, der politischen Gegenwart und Zukunft des europäischen Kontinents, präsentiert Milo Rau in «Empire» biografische Close-ups von Menschen, die als Flüchtlinge nach Europa kamen oder an seinen Rändern ihre Heimat haben. Die Schauspieler Akillas Karazissis aus Griechenland und Rami Khalaf aus Syrien, der kurdische Künstler Ramo Ali und die Schauspielerin Maia Morgenstern aus Rumänien erzählen von künstlerischer und wahrer Tragik, von Folter, Flucht, Trauer, Tod und Wiedergeburt.
Daten:
Preis: CHF 48.—
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Omar Abusaada & Mohammad Al Attar
Ein junger Mann wird an einem der Checkpoints in Damaskus zusammengeschlagen und im Koma ins Spital eingeliefert. Der tragische Vorfall bringt Familie und Freunde am Krankenbett zusammen, wo sie sich nicht nur der brutalen Gegenwart, sondern auch Verdrängtem aus der Vergangenheit stellen müssen. Im Tschechow-artigen Drama von Mohammad Al Attar (Text) und Omar Abusaada (Regie) wird das Spitalzimmer, die Grauzone zwischen Leben und Tod, und das Schwanken der Menschen zwischen Hoffnung und Verzweiflung zum Sinnbild für das heutige Syrien.
Daten: DO 18.08. bis SA 20.08.2016, 19.00 - 20.40 Uhr |
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Anestis Azas & Prodromos Tsinikoris
Die rechtsextreme Partei Goldene Morgenröte will Griechenland von den Migranten «säubern». Im Gegenzug zu dieser Rhetorik fragen die beiden griechischen Regisseure Anestis Azas und Prodromos Tsinikoris: «Wer putzt eigentlich in diesem Land?» In ihrem Dok-Theater kommen fünf Frauen unterschiedlichen Alters zu Wort, die es als Migrantinnen aus Südafrika, Bulgarien, Russland, den Philippinen und Albanien nach Griechenland verschlagen hat und die dort als Putzfrau ihr Glück versuchen. Mit Witz und Chuzpe berichten die fünf, was es heisst, in Griechenland sauber zu machen.
Daten: DO 25.08. bis SA 27.08.2016, 19.00 - 20.20 Uhr |
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Teatro El Público
«Wir wollen essen! Wir wollen scheissen!», heisst es im Stück des jungen Autors Rogelio Orizondo, das er mit dem gefeierten Regisseur Carlos Díaz auf die Bühne gebracht hat. Basierend auf den Versen des verehrten Nationaldichters José Martí, thematisiert das Schauspiel die aus Unterdrückung und Revolution gewachsene Lebensrealität der kubanischen Bevölkerung. Entstanden ist eine lebenspralle Inszenierung mit Tanz, Gesang und grossartigen DarstellerInnen, bei der in aberwitzigen, halsbrecherisch schnellen Szenenfolgen Heldenmythos und Heimatliebe gnadenlos zerlegt werden.
Daten: MO 29.08. bis MI 31.08.2016, 19.00 - 20.20 Uhr |
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Pablo Larraín
«Acceso» ist ein starkes Stück, und Roberto Farías ist ein starker Schauspieler. Wild, ungebärdig, brillant. Mit ihm und für ihn hat der bekannte chilenische Filmemacher Pablo Larraín sein erstes Theaterstück realisiert. Farías verkörpert darin Sandokan, einen Randständigen, der den Passagieren des Transantiago-Busses Kleinigkeiten andrehen will. Während er wortreich seine Ware anpreist, schweift er immer wieder ab, erzählt Stück für Stück seine Lebensgeschichte, die geprägt ist von Missbrauch und Vergewaltigung. Es ist der monströse Bericht von einem, der nie eine Chance hatte, und gleichzeitig eine flammende Anklage gegen Kirche und Staat. Farías glänze wie ein Dolch in der dunkelsten aller Strassen, schreibt ein chilenischer Kritiker. Farias geht unter die Haut.
Daten: MI 31.08. und DO 01.09.2016, 19.30 - 20.30 Uhr |
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Berlin
Die Spezialität der beiden belgischen Künstler Bart Baele und Yves Degryse sind Theaterabende, die auf Dokumentationen basieren. Für ihr jüngstes Projekt, das sie mit der französischen Journalistin Cathy Blisson realisierten, sind sie über fünf Jahre hinweg zehnmal in das Dorf Zvizdal gereist, das in der Nähe des Reaktors von Tschernobyl liegt. Dort interviewten sie Petro und Nadia, ein mittlerweile über achtzigjähriges Paar, das sich weigerte, seine verstrahlte Heimat in der Sperrzone zu verlassen und dort seit dreissig Jahren völlig abgeschieden ohne Freunde, ohne Nachbarn, ohne Strom lebt. Entstanden ist ein sensibles, vielschichtiges Porträt über Hoffnung, Liebe und Einsamkeit.
Daten:
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Bouchra Ouizguen & Compagnie O
Ausgehend von Versen des persischen Sufi-Dichters Rumi, erkundet die junge Tänzerin und Choreografin Bouchra Ouizguen den Wahnsinn, jenen «Reichtum an Vernunft», der im Westen wo immer möglich weggesperrt wird, im arabischen Kulturraum jedoch einen Platz in der Gesellschaft hat. Begleitet wird Ouizguen von vier traditionellen Aïtas – Nachtklubsängerinnen, die in Marokko als angebliche Prostituierte ebenso glorifiziert wie verachtet werden. In der reduzierten Choreografie verschmelzen Tanz, Gesang und rhythmische Sprache im Zusammenspiel mit der starken physischen Präsenz der lebenserfahrenen Frauen zu einem Ausdruck der Verrücktheit, der die heilende Kraft der Obsession spürbar werden lässt.
Daten: MO 22.08. und DI 23.08.2016, 19.00 - 19.50 Uhr |
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Bahar Katuzi
«Auch Gefühle folgen den Gesetzen der Physik», deklariert die Physikstudentin namens Mona Knowledge Based, die Hauptfigur im Solo der Schauspielerin und Autorin Bahar Katuzi. Sie erzählt die uralte Geschichte von Liebe, Eifersucht und Trennungsschmerz neu, indem sie die spezifischen zwischenmenschlichen Vorgänge und aufwallenden Emotionen zwischen Gravitationsfeldern und Schwarzen Löchern ansiedelt und das Ganze mit Einsteins Relativitätstheorie auf den Boden der Naturwissenschaft zurückholt. Aber was, wenn sich die Gefühle nicht daran halten?
Daten: DO 25.08. bis SA 27.08.2016, 19.00 - 19.40 Uhr |
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Workshop für Kinder mit und ohne Beeinträchtigung
Die Radioschule Klipp + Klang bietet dieses Jahr wieder einen Workshop für Kinder, die Lust haben, am Theater Spektakel Radioluft zu schnuppern. Gemeinsam werden die kleinen Reporter und Berichterstatterinnen mit dem Mikrofon das Festival auf der Landiwiese erkunden. Anschliessend besuchen sie die Theaterinstallation «Odyssee im Strandhaus» der Gruppe Fallalpha und können Interviews mit den Künstlerinnen und Künstlern führen. Die kindergerechte Open-Air-Produktion spricht alle Sinne an und lädt zum Mitspielen ein. Die Sendung, die aus diesem Workshop entsteht, wird am SA 10. September, 11 Uhr, auf Radio Stadtfilter und am SO 11. September, 11 Uhr, auf Radio LoRa ausgestrahlt.
Der Workshop richtet sich an Kinder mit und ohne Beeinträchtigung im Alter von 7 bis 12 Jahren. Die Teilnehmerzahl ist begrenzt.
Datum: SA 20.08.2016, 11.00 bis 17.30 Uhr
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Links und mehr Informationen
- Programm, Gruppenübersicht |
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Procap beschreibt im Zugangsmonitor die Zugänglichkeit von Kulturinstitutionen für Menschen mit einer Hörbehinderung, Sehbehinderung oder Mobilitätsbehinderung.
Procap übernimmt keine Gewähr für die Zugänglichkeit und die Durchführung der Veranstaltung.
Procap ist die grösste Schweizer Selbsthilfeorganisation für Menschen mit einer Behinderung. |